Brustkrebs-Früherkennung: Abtasten, Ultraschall, Röntgen oder MRT?

Mammographie: Untersuchungsmethoden im Vergleich

Unser jüngster Beitrag zur MR-Mammographie hat in den sozialen Medien einen Nerv getroffen und für eine engagierte Diskussion gesorgt. Im Rahmen dieser wichtigen Vorsorgedebatte stellen wir hier nun die verschiedenen Methoden gegenüber, aus denen Frauen für die Brustkrebs-Früherkennung auswählen können.

Mit deutschlandweit zuletzt rund 67.300 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Etwa ein Fünftel der an Brustkrebs erkrankten Frauen sterben daran. Die Brustkrebsvorsorge soll möglichst früh und sicher eine Brustkrebserkrankung entdecken und dadurch frühzeitig eine gezielte Therapie ermöglichen. Die betroffenen Frauen erhalten so die bestmögliche Chance, diese bösartige Erkrankung zu überleben. [1]

Magenetresonanztomograph

Vergleich der verschiedenen Untersuchungsmöglichkeiten zur Früherkennung von Krebserkrankungen der weiblichen Brust

1. Körperliche Untersuchung / Tastuntersuchung

Vorteile:

  • Kein großer Aufwand, kann entweder die Frauenärztin/arzt oder die Patientin selbst durchführen (Anleitung z. B. bei YouTube.)
  • Ohne Risiko
  • Prinzipiell jederzeit möglich
  • Keine (selbst) oder geringe Kosten (Krankenkassenleistung) [2]

Nachteile:

  • Erst fortgeschrittene Erkrankungen lassen sich ertasten.
  • Häufig falsch-positive Befunde: „Der getastete Knoten ist bösartig“, obwohl er harmlos ist, aber auch falsch-negative Befunde: „Die Brust tastet sich unauffällig“, obwohl bereits Brustkrebs vorliegt.
  • Die Tastuntersuchung alleine reicht nicht aus, um Brustkrebs so frühzeitig zu erkennen, dass sich die Überlebenswahrscheinlichkeit der Frauen verbessert. [3]

2. Ultraschalluntersuchung der Brust („Mammosonographie“)

Vorteile:

  • Kann in der Regel der Frauenarzt oder die Frauenärztin durchführen
  • Keine Risiken
  • Prinzipiell rasch möglich
  • Nur geringe Kosten (Krankenkassenleistung)

Nachteile:

  • Wird nur als ergänzende Untersuchung nach einer Mammographie empfohlen.
  • Alle bisherigen systematischen Reviews und Meta-Analysen zeigen eine erhöhte Falsch-Positiv-Rate – darauf folgen vermehrte Kontrolluntersuchungen und eine sehr deutliche Erhöhung der Biopsierate. [4]

3. Röntgen-Mammographie

Vorteile:

  • Ein bis zwei von 1.000 mittels Röntgen-Mammographie untersuchten Frauen werden durch das Vorsorgeprogramm vor dem Tod an Brustkrebs bewahrt. [3]
  • Nur geringe Kosten (Krankenkassenleistung)
  • Schnelle Untersuchung
  • Wird an vielen Orten angeboten
  • In der Vergangenheit konnte durch die Röntgen-Brustkrebcorsorge die Sterblichkeitsrate gesenkt werden. Aktuelle Zahlen einer großen norwegischen Kohortenstudie zeigen allerdings, dass der Rückgang der Sterblichkeit durch Brustkrebs in den letzten Jahren auf die verbesserte Krebstherapie und nicht (!) auf die Brustkrebsvorsorge zurückzuführen ist! [5]

Nachteile:

  • Signifikantes Strahlenrisiko! Allein durch die Röntgen-Mammographie erkranken pro Jahr 125 von 100.000 Frauen an Brustkrebs. Bei mehr als jeder tausendsten Patientin löst die Untersuchung selbst also einen Brustkrebs aus [6]. Dabei steigt das Risiko linear mit der Strahlendosis an, die bei großen Brüsten höher ist.
  • Schmerzhafte Untersuchung durch die notwendige Kompression der Brust, die auch zu Blutergüssen führen kann.
  • Bis zu 46 % (!) falsch negative Befunde [7] – fast die Hälfte der Brustkrebserkrankungen bleiben bei der Röntgenmammographie also unentdeckt.
  • Deutlich eingeschränkte Sensitivität bei dichtem Brustgewebe. Anders gesagt: Bei Frauen, die eine dichte („feste“) Brust haben, werden noch viel mehr Brustkrebserkrankungen nicht gefunden.
  • Bei ca. 22 % der Frauen wird bei der Röntgen-Mammographie ein Tumor entdeckt, der sich am Ende entweder als harmlos oder als nicht behandlungsbedürftig herausstellt. Mehr als eine von fünf untersuchten Frauen bekommt also ein falsch positives Ergebnis. [8]

4. Multiparametrische Magnetresonanz-Mammographie (MR-Mammographie oder MRM)

Vorteile:

  • Keine Strahlenbelastung!
  • Die MR-Mammographie ist die weit überlegene Vorsorgemethode, unabhängig vom Lebenszeitrisiko. [9]
  • Eine MRM liefert im Gegensatz zur Röntgenmammographie auch bei einer dichten („festen“) Brust exzellente Untersuchungsergebnisse.
  • Die MRM hat mit ca. 90 % die höchste Erkennungsrate („Sensitivität“) von bösartigen Brusterkrankungen – unabhängig von familiärem Risiko, Alter und Brustdichte der Patientin. Zum Vergleich: Die Röntgen-Mammographie hat je nach Studie eine Erkennungsrate zwischen ca. 37,5 % und 60 %, und die Ultraschall-Untersuchung hat gemäß einer Studie eine Erkennungsrate von 37,5 %. [10]
  • Wenn falsch positive Befunde in der MRM gefunden werden, handelt es sich meistens um sogenannte „atypische Proliferationen“. Das sind zwar prinzipiell gutartige Tumoren, diese haben aber ein „moderat“ erhöhtes Mammakarzinom-Risiko (ca. 4–5-fach höher)! [11]
  • Keine schmerzhafte Untersuchung, weil keine Kompression der Brust notwendig.

Nachteile:

  • Höhere Kosten, die in aller Regel nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden.
  • Zeitaufwendigere Untersuchung sowohl für die Patientin (ca. 25 Min.) als auch für den Radiologen (mindestens ca. 30 Min.)
  • Wird nicht überall angeboten.
  • Termine sind teilweise nicht sofort verfügbar.
  • Eine aussagekräftige Untersuchung ist von einer hochqualitativen und somit teuren Geräteausstattung abhängig, die nicht jede Praxis anbieten kann.
Untersuchung

Unser Fazit

Die multiparametrische MR-Mammographie ist – wenn sie unter optimalen Bedingungen durchgeführt wird – das wertvollste und vielleicht sogar das wichtigste Instrument zur Früherkennung einer Brustkrebserkrankung.

Optimal geeignet für die MR-Mammographie sind Kernspintomographie-Systeme, die eine räumliche Auflösung in der Schichtebene von kleiner gleich 1 mm × 1 mm und eine Schichtdicke von kleiner 3 mm bieten. [12]

Im Vergleich zu einem herkömmlichen 1,5-Tesla-System wurde in einer Studie mit einem optimierten, doppelt so starken 3-Tesla-Kernspintomographiesystem eine größere Anzahl brustkrebsverdächtiger Tumore und röntgenmammographisch nicht sichtbarer bösartiger Tumoren entdeckt. [13]

Allein die Röntgenbestrahlung der strahlensensiblen weiblichen Brust ist für uns Grund genug, dass wir die herkömmliche Röntgen-Mammographie für eine Vorsorgeuntersuchung als ungeeignet betrachten, wenn gleichzeitig mit modernen MRT-Geräten eine sinnvollere Alternative zur Verfügung steht.

Für wen sich die MR-Mammographie besonders eignet

Die multiparametrische MR-Mammographie kommt sowohl bei der Vorsorge, im Rahmen einer Therapie als auch bei der Nachsorge zum Einsatz:

  • Die MR-Mammographie eignet sich für alle Frauen, die mit höchstmöglicher Sicherheit einen Brusttumor ausschließen möchten. Die MR-Mammographie benötigt im Gegensatz zur weniger präzisen konventionellen Methode keine Röntgenstrahlung, was gerade bei jüngeren Frauen wichtig ist.
  • Wenn in Ihrer Familie Fälle von Brustkrebs bekannt sind, sollten Sie sich bereits vor dem 50. Lebensjahr untersuchen lassen. Die MR-Mammographie ist die dafür genaueste und verträglichste Methode.
  • Die MR-Mammographie kann zur Verlaufskontrolle nach einer Brustkrebstherapie eingesetzt werden.
  • Eine sehr hohe Sicherheit bietet die MR-Mammographie auch bei der Untersuchung von Brustimplantaten. Gerade in der Umgebung der Implantate ist eine herkömmliche Mammographie oft nicht aussagekräftig genug.
  • Nach einer Brustoperation kann mithilfe der MR-Mammographie sehr gut zwischen Narbe und Tumor unterschieden werden. Dies ist ein bedeutsamer Unterschied zur herkömmlichen Röntgen-Mammographie.
  • Falls bei Ihnen bereits ein Brusttumor vorgelegen hat, kann die MR-Mammographie sehr sicher das Vorliegen eines erneuten Tumors ausschließen.

Deshalb sollten Sie sich untersuchen lassen

  • Das Brustkrebsrisiko steigt mit dem Alter an und frühe Krebsstadien sind gut behandelbar.
  • Ein Brustkarzinom kann lange Zeit ohne Symptome wachsen – die multiparametrische Bildgebung im MRT hilft, den Krebs frühzeitig zu finden.
  • Ein verdächtiger Befund in der MRT kann gezielt punktiert werden und erhöht die Trefferquote der Biopsie.
  • Wenn in der multiparametrischen MRT keine verdächtige Veränderung gefunden wird, so liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit kein aggressiver und damit relevanter Krebs vor.
  • Die MRT liefert wertvolle Informationen für Ihre individuelle Therapieplanung.
  • Die MRT kommt ohne schädliche Röntgenstrahlung aus, deshalb ist die Methode ideal geeignet für jüngere Patientinnen und für regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

Kosten der MR-Mammographie

Die private Krankenversicherung übernimmt normalerweise die Kosten für die Untersuchung. Gesetzlich Versicherte haben leider nur im Ausnahmefall einen Anspruch auf Kostenerstattung, können die Untersuchung aber auch selber bezahlen. Bei der Berechnung halten wir uns selbstverständlich strikt an die gesetzliche Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ).

Aktiv in die Gesundheitsvorsorge für sich und seine Lieben zu investieren ist eine sehr persönliche Entscheidung. Sie haben Fragen? Unter der Telefonnummer 0941 946 866 0 erhalten Sie von uns weitere Informationen über unsere Vorsorgeuntersuchungen, und wir erstellen Ihnen auf Wunsch einen detaillierten Kostenvoranschlag. Gerne vereinbaren wir auch einen Termin für Ihre persönliche Untersuchung.

Sie finden die Privatradiologie in der Hohengebrachinger Str. 26 in 93080 Pentling sowie im Internet unter www.privatradiologie-regensburg.de. Wir behandeln Privatversicherte, Patienten nach Arbeitsunfällen (BG-Fälle) und Selbstzahler – Termine gibt es in der Regel innerhalb weniger Tage. Telefonisch erreichen Sie uns unter 0941 946 866 0 sowie per E-Mail über info@p-radiologie.de.

Unsere Sprechzeiten: Mo-Do 08:00–18:00, Fr 08:00–14:00 sowie nach Vereinbarung.

Quellenangaben:

[1] https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Brustkrebs/brustkrebs_node.html

[2] Gesetzliches Früherkennungsprogramm: Frauen ab 30 Jahren haben die Möglichkeit einer jährlichen Tastuntersuchung beim Arzt

[3] www.krebshilfe.de

[4] Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms – Februar 2020 – awmf.org

[5] Mette H. Mølle et. al. Effect of organized mammography screening on breast cancer mortality: A population-based cohort study in Norway. Int. J. Cancer: 144, 697–706 (2019)

[6] Miglioretti DL et al. Radiation-Induced Breast Cancer Incidence and Mortality From Digital Mammography Screening. Ann Intern Med. 2016; 164:205-214

[7] Rosenberg RD et al.: Effects of age, breast density, ethnicity, and estrogen replacement therapy on screening mammographic sensitivity and cancer stage at diagnosis: review of 183,134 screening mammograms in Albuquerque, New Mexico. Radiology 209 (2): 511-8, 1998.

[8] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/57582/Brustkrebs-Studie-stellt-Mammographie-erneut-infrage

[9] Kuhl CK. Current status of breast MR imaging. Part 2. Clinical applications. Radiology. 2007 Sep;244(3):672-91 und Kuhl CK. Abbreviated Magnetic Resonance Imaging (MRI) for Breast Cancer Screening: Rationale, Concept, and Transfer to Clinical Practice. Annu. Rev. Med. 2019.70:501-519

[10] Riedl CC et al. Triple-modality screening trial for familial breast cancer underlines the importance of magnetic resonance imaging and questions the role of mammography and ultrasound regardless of patient mutation status, age, and breast density. J Clin Onco 2015;33(10):1128-35

[11] Kuhl, C.K., Keulers, A., Strobel, K. et al. Not all false positive diagnoses are equal: On the prognostic implications of false-positive diagnoses made in breast MRI versus in mammography / digital tomosynthesis screening. Breast Cancer Res 20, 13 (2018) und D. Mayr, P. Dettmar, B. Högel, J. Nährig, K. Sotlar. Pathologie der Mammakarzinome und der intraepithelialen Proliferationen der Mamma. S. 56 ff. in Manual Mammakarzinome 2011, Tumorzentrum München und W. Zuckschwerdt Verlag München

[12] Breast Imaging Working Group of the German Radiological Society. Aktualisierte Empfehlungen zur Durchführung der MRT der Mamma. Fortschr Röntgenstr 2014; 186: 482–483

[13] Butler RS, Chen C, Vashi R, Hooley RJ, Philpotts LE. 3.0 Tesla vs 1.5 Tesla breast magnetic resonance imaging in newly diagnosed breast cancer patients. World J Radiol. 2013;5(8):285-294.